Nun sind wir angekommen, am Dienstag, den 15.07., um 10.00 UTC (Deutschland + 2 h), haben wir in der Marina Lanzarote, Arrecife, angelegt. Sie ist noch in der Bauphase und daher recht günstig. Nach 6 Tagen und 2 Stunden waren die Beine beim ersten Landgang doch etwas weich, aber sie gewöhnten sich schnell wieder ans Laufen. Wie war unsere Überfahrt und wie ist es uns ergangen? Es war unsere erste mehrtägige Fahrt nach der langen Winterpause gewesen.
Der Start von der Isla Christina war für den 08.07. geplant, aber wie so oft im Seglerleben mussten wir ihn um einen Tag verschieben. Wir wären sonst in der Nacht in ein Starkwindgebiet mit bis zu 40 Knoten gekommen und das wollten wir nicht. So ging es für uns am 09.07., um 8.25 UTC in Richtung Kanaren. Zwei Stunden benötigten wir um von den Fischernetzen und Bojen freizukommen. Zwei große Delphinschulen besuchten uns und spielten mit unserer Lady. Es macht immer Spaß sie dabei zu beobachten. Der Wind war sehr schwach und die Dieselfock musste her. Die Dünungswellen waren sehr hoch und um sehr näher wir dem Verkehrstrennungsgebiet (Cabo de São Vicente) gekommen sind, desto größer wurden sie. Zum Abendbrot ließen wir uns unseren Nudelsalat und Hackbraten schmecken. Wolfgang und ich wollten uns drei Stunden aufs Ohr hauen, um dann die zweite Wache zu übernehmen. An Schlaf war nicht zu denken, da man innerlich zu aufgewühlt war. Dann fing auch noch mein Magen an zu rebellieren. Oh je, die Seekrankheit hat mich fest im Griff und Daniel und Wolfgang litten auch darunter. Zum Glück nicht so schlimm wie ich, da ich mich auch mehrmals übergeben musste. So ernährten wir uns zwei Tage von Zwieback und Tee. Daniel ändert den Kurs damit unsere Lady ruhiger in der See lag. Allmählich kehrte unsere Bordroutine wieder ein, da sie doch die ersten 1,5 Tage etwas chaotisch war. Unsere Seebeine waren uns auch wieder gewachsen.
Drei Tage hatten wir Schwachwind und so kam unser 4. Besatzungsmitglied, der „Eiserne Gustav“ (Autopilot) zum Einsatz. An den ersten beiden Tagen segelten wir mit der Genua und dem Großsegel und liefen bei 8 – 10 Knoten Wind aus NNW 3 – 3,5 Knoten. Am dritten Tag waren Wind und Welle so günstig für uns, dass wir den Gennaker setzen konnten und so 10 Stunden lang mit 5 – 5,5 Knoten liefen. Zum späten Abend hin wechselten wir auf unsere Genua und auch unser 5. Besatzungsmitglied, „Flash Gordon“ kam zum vollen Einsatz. Am vierten Tag drehte der Wind weiter auf Nord und nahm an Stärke zu. Wir hatten bis zu 25 Knoten Wind, in Böen höher bis zu 30 Knoten und dadurch entstand eine konfuse Kreuzsee,welche uns doch an unser Heimatrevier erinnerte. Der Wind blieb auch über die restlichen Tage so und unsere geschätzte Wellenhöhe waren 3 bis 4 Meter, vielleicht auch so um die 5 Meter (sie lassen sich so schlecht schätzen). Durch das starke Rollen bei diesen Wellen war an eine warme Mahlzeit nicht mehr zu denken, so ernährten wir uns von Müsli, Müsliriegel, Schokolade und dem restlichen Brot (Bauern- und Knäckebrot). Dieses hatten wir bei Lidl erworben. Am letzten Tag hatten wir das Gefühl, dass die Meilen nicht abnahmen und wir gefühlt ewig brauchten bis zum Landfall.
Zum krönenden Abschluss der Überfahrt gönnten wir uns am Abend ein landestypisches Essen im Restaurant des 5 Sterne Gran Hotels in der 17. Etage mit einem herrlichen Ausblick auf die Stadt und dem Atlantik. Zur Begrüßung gab es Champagner. Zur unserer Überraschung bezahlten wir dort nicht mehr als wenn wir in Deutschland normal zum Essen gegangen wären.
Zum ersten mal kam auch unser Satellitentelefon richtig zum Einsatz, da wir alle zwei Tage den aktuellen Wetterbericht und die 3 Tagesprognose beim amerikanischen Wetterdienst anforderten. Man fordert dort per E-Mail das Wetter für das gewünschte Gebiet an und bekommt innerhalb weniger Sekunden ein Rückmail mit Gribfiles zugesandt. Die Mail hat eine Größe von 2- 3 KB. Kosten entstehen nur für die Datenverbindung übers Satellitentelefon, da die Bereitstellung der Wetterdaten kostenlos ist.
Unsere Etmals vom ersten bis zum sechsten Tag waren wie folgt:
1. Tag 116,1 sm
2. Tag 92,5 sm
3. Tag 91,5 sm
4. Tag 105,8 sm
5. Tag 100,6 sm
6. Tag + 2 h 121,8 sm
Die Gesamtstrecke betrug 628,3 sm und die Durchschnittsgeschwindigkeit 4,265 Knoten pro Stunde.
Wir sind damit sehr zufrieden, da unsere Lady keine Rennziege ist, sondern ein kräftiges Ackergaul, welches sich versteht durch den Atlantik zu pflügen.